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Fisting

Der Wunsch, gefüllt zu werden

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von Lady Vyra

Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich eine Abbildung vom Fisting sah. Ich war ein Teenager und stieß in einem Fotobuch auf die Fotografie von Robert Mappelthorpe. Eine Mischung aus Neugier, Unglauben und Faszination erfüllte meinen naiven Geist. Ich konnte es nicht fassen, dass es möglich war, eine ganze Hand (geschweige denn zwei) hineinzubekommen! Gleichzeitig war ich zutiefst berührt von der ästhetischen Schönheit und Stille von etwas, das so intensiv aussah. Und heute gehört Fisting zu einer meiner Lieblingspraktiken.

Ganz besonders mag ich die rituelle Vorbereitung. Bevor die Session beginnt, richte ich den Raum ein, in dem ich spielen werde, und platziere Handschuhe und Gleitgel an den optimalen Stellen.
Ich weiß, dass meine Hände später voll ausgelastet sein werden, und ich möchte alles, was ich brauche, in Reichweite haben, damit ich im Moment völlig präsent sein kann.
Ich weiß, dass der „Fistee“, wie ich ihn gerne nenne, sich ebenfalls körperlich und geistig vorbereitet hat.

Wenn ich mit meiner Hand eindringe, ist es, …

...als würden die Sinne meiner Fingerspitzen erwachen.
Wenn ich durch den ersten Ring fahre, liebe ich es, das Pulsieren im Inneren des Arschlochs zu spüren.
Es ist sehr intim, diesen inneren Rhythmus zu fühlen.
Langsam dringe ich tiefer und tiefer ein, meine Hand ist von einer angenehmen Enge umschlossen und ich warte darauf, dass sich die inneren Muskeln nach und nach entspannen und mich noch weiter hineinlassen.

Der Gesichtsausdruck, der Atemklang, die langsame Hingabe des Körpers sind für mich besonders aufregend. Diese Signale lassen mich wissen, wo die Grenzen liegen und wo ich innehalten soll.
Dann kommt der Moment des Loslassens, wenn die Faust einfach hineingleitet und das Innere Platz für meine Hand, mein Handgelenk und meinen Unterarm macht.
Wenn ich fiste, stelle ich meistens einen Spiegel vor den Boomer - eine Art futuristischer gynäkologischer Stuhl in dem der Fistee bequem gefesselt liegt, sodass er im Spiegel genau beobachten kann, was ich tue. Für diejenigen, deren Sexualität sehr visuell geprägt ist, ist der Anblick dieses Momentes mit meiner ganzen Hand im Körper berauschend!

Ich kann spüren, wie orgasmisch es für den Fistee ist.

Das Gefühl, komplett gefüllt zu werden. Ich genieße diese Energie, während sich der ganze Körper um meine Faust ringelt und pulsiert, als ob er an einen elektrischen Strom angeschlossen wäre. Kein Wunder, dass einige Fistees es als ein Ganzkörpergefühl beschreiben, ähnlich dem Gefühl, verliebt oder eins mit dem Universum zu sein. Es hat etwas sehr Magisches, so tief in jemanden einzudringen.

Und schließlich sehe ich das anale Fisten auch als eine widerständige Metapher dafür, dass einem gesagt wird, man dürfe keine Lust am Arschloch verspüren oder man solle sich für sein Begehren schämen.
Ich sehe Fisten als eine Art Rebellion gegen Tabus, gegen die Geschwindigkeit und die Ablenkungen des täglichen Lebens.
Es gibt so wenig Raum für Langsamkeit im täglichen Rhythmus, und wenn ich fiste, dann nehme ich mir viel Zeit. Es fühlt sich an wie eine Art kinky Meditation. Mittlerweile kann ich verstehen, warum mich das Bild von Mappelthorpe damals so sehr berührte, und ich staune immer noch über die Möglichkeiten des Körpers.

Mehr über die Autorin:


Und hier unser Raum SCHWARZ, in dem der erwähnte Fessel-Gyn-Stuhl, Boomer, steht.